Literaturworkshop mit Theaterpädagogin

Christine Köck mit StudierendenAm 9. Oktober 2009 kamen Studierende der Grund- und Leistungskurse Deutsch mit der Theaterpädagogin Christine Köck zusammen, um das Stück Don Carlos einmal ganz anders als gewohnt zu analysieren. Ein Bericht einer Studierenden über den mitreißenden Workshop ist im Weiteren zu finden.

 

Von Carlos dem Warmduscher und dem Streben Einzelner nach Macht

Es ist Freitagnachmittag und Ort des Geschehens ein Klassenraum des Westfalen Kollegs Dortmund. 
Noch etwas verhalten sitzen sie da, die zehn Studierenden und ihr Lehrkörper des Deutsch LK  und GK. Neugierige, aber auch nervöse Blicke huschen im Stuhlkreis umher, Konversationen zwischen den Teilnehmern erfüllen den Raum.
Das beherrschende Thema der Runde, die gerade geschriebene Dialoganalyse des Deutsch GK über Don Carlos, erweckt das Interesse der weiteren Hauptperson am heutigen Tage:
Theaterpädagogin Christine Köck.
Interessiert lauscht sie der Debatte über enthaltene Stilmittel und Inhalt der vorgegebenen Szene in der Klausur.
Jetzt will sie mehr wissen. „Was denkst du über den Marquis Posa?“
Die Frage, so unscheinbar gestellt avanciert zum Selbstläufer. Reihum werden die Ansichten der Studierenden vorgetragen.
Fazit des ersten Durchganges: Posa ist der eigentliche Held des Dramas „Don Carlos“ von Schiller aus dem Jahre 1787, während sich Carlos mit seinem zur Schizophrenie neigenden Herz  zum Warmduscher degradiert.
Überhaupt ist Gedankenfreiheit unter den Studierenden eine Norm der es nachzugehen gilt. Handlungen und Motive der Protagonisten werden auf ihre Schlüssigkeit geprüft und Charaktere kritisch hinterfragt – wenn auch das Sympathisieren Einzelner mit sehr machtvollen Personen im Stück,  manch gefällte Entscheidung dieser milder beurteilen.
Überrascht von soviel Hintergrundwissen bleibt der Theaterpädagogin nur noch hier und da etwas zu ergänzen. Improvisation ist gefordert. Also genug des Debattierens, jetzt heißt es aktiv werden. Christine lässt jeweils zwei Studierende in die Mitte des Stuhlkreises treten und unter ihren Regieanweisungen treffen nun Carlos und die Königin Elisabeth aufeinander. Was folgt, ist Improvisationstheater auf kleinsten Raum mit größtmöglicher Interpretationsfreiheit für die Darsteller. Schauspielerisches Talent bei Einzelnen sorgt ebenso für Überraschungen, wie auch – natürlich nur bedingt durch die Vorgabe ihrer Rollen- der Kniefall einer nach machtstrebenden Studierenden vor dem Lehrkörper.
Abschließend werden noch Zitate aus Don Carlos an die Teilnehmer verteilt. Anhand dieser gilt es nun einen geeigneten Partner zu finden, der den vorgegebenen Inhalt auf dem Zettel möglichst komplementiert.
Nach erfolgreichen Koalitionen, ist nun Kreativität gefordert. Es gilt die Zitierungen in eine kleine Szene einzubauen, welche im Anschluss den Mit Studierenden vorgeführt werden sollen. Einzige Bedingung: die Aussprüche aus Don Carlos sollen durch das Dargestellte verzerrt werden.
So postituliert Posa nun als Journalist auf einer Pressekonferenz Gedankenfreiheit von einem Politiker, während  die Königin Carlos, welcher irrtümlicherweise von ihrer Liebe ihm gegenüber ausgeht, mit der Bekanntmachung eines Rendezvous mit jemand anderen das Herz bricht.
Gute Zeiten, Schlechte Zeiten am spanischen Hofe.
Somit endet dann auch die Einführung in das Theaterstück Don Carlos.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass Schillers Drama weit mehr beinhaltet als nur Rhetorische Stilmittel, Blankverse und Klischees. Der pädagogische Nachmittag trägt vielleicht nicht zu einer Erweiterung des theoretischen Wissens bei, doch ermöglicht er eine Auseinandersetzung mit der Thematik auf unterhaltsame Art und Weise.       

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