Z(w)eitzeugingespräch am Westfalen-Kolleg

20231017 ZweitzeugenGespräch01aGut 70 Studierende des Westfalen-Kollegs Dortmund hatten am 17.10.2023 die Gelegenheit, von Erika Rosenberg-Band mehr über Oskar Schindler und seine unbekannten Helferinnen zu erfahren.

Frau Rosenberg-Band lernte Oskar Schindlers Frau, Emilie Schindler, 1990 im Rahmen ihrer Arbeit als Historikerin kennen. Emilie Schindler, die zusammen mit ihrem Mann 1949 nach Buenos Aires emigrierte, lebte dort in Armut. Niemand habe sie gekannt, sie sei vergessen, sogar ignoriert worden. Erika Rosenberg-Band habe ihr vorgeschlagen, gemeinsam ihre Biographie zu schreiben. Warum habe sie es vorgeschlagen? Weil Emilie Schindler eine starke Frau gewesen sei, die zusammen mit ihrem Mann Oskar vielen Menschen das Leben gerettet habe – Juden, Sinti und Roma, Polen, Tschechen usw.

Emilie und ihr Mann hätten unterschiedlicher nicht sein können: Sie habe aus einer wohlhabenden, frommen katholischen Familie gestammt. Er habe die Schule geschwänzt, Zeugnisse gefälscht, wurde der Schule verwiesen und sei Zeit seines Lebens ein Frauenheld gewesen. Doch im richtigen Moment habe er die richtige Entscheidung getroffen, ebenso wie Emilie: Beide seien mutig gewesen und hätten Zivilcourage gezeigt, in den Momenten, auf die es ankomme, und dies sogar unter Einsatz ihres Lebens, denn wären sie erwischt worden, hätten die Nationalsozialisten sie zum Tode verurteilt. Die Rettung der Menschen durch Emilie und Oskar Schindler sei jedoch nur möglich gewesen durch seine Beziehungen aus der Zeit seiner Spionagetätigkeit für das nationalsozialistische Deutschland und seine unbekannten Helferinnen Eva-Martha Kisza, Geheimagentin in Tschechien, und Viktoria Klonowska, Schindlers polnischstämmige Assistentin in seiner Emaillefabrik in Krakau.

Im Gespräch ging es auch um die Verfilmung „Schindlers Liste“ und die Differenzen zwischen Film und Realität sowie die Tatsache, dass Steven Spielberg Emilie Schindler zur Teilnahme an der Schlussszene des Filmes eingeladen hatte, in der Annahme, sie sei eine jüdische Gerettete.

Außerdem erzählte Frau Rosenberg-Band von dem Koffer von Oskar Schindler mit hunderten Dokumenten – u.a. Abschriften der Liste -, der 1999 auf dem Dachboden eines mit Oskar Schindler befreundeten, zu der Zeit aber schon verstorbenen Ehepaars gefunden wurde. Von der Existenz und den Fund des Koffers habe sie durch die Stuttgarter Zeitung erfahren, der der Koffer übergeben worden sei. Diese habe den Koffer samt Inhalt an die internationale Holocaustgedenkstätte Yad Vashem übergeben und nicht an Emilie Schindler, der als Witwe und Erbin Schindlers der Koffer rechtmäßig gehört hätte.

Zum Abschluss appelliert Erika Rosenberg-Band an die junge Generation, sich einzusetzen für Frieden, Freiheit und Demokratie, denn auf der Jugend ruhe die Hoffnung in dieser Welt.

Wir danken dem Jugendring Dortmund für die Vermittlung.20231017 ZweitzeugenGespräch0120231017 ZweitzeugenGespräch03

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.